Freitag, 15. Mai 2009

Zitat von Dietrich Bonhoeffer

Was habe ich Dietrich Bonhoeffer in meiner Schulzeit nicht gehasst. Naja, nicht den Mann selbst; er war ein aufrechter, achtungswürdiger und ernstzunehmender Mensch und stand bis zum bitteren Ende für die Dinge ein, an die er glaubte. Das ist ein ziemlich hohes Lob, das nur sehr, sehr wenige verdient haben. Das kann man nur bewundern, und ich kann nur hoffen, dass ich selbst in einer ähnlichen Situation wenigstens ansatzweise derartig viel Format hätte.

Aber ich hasste die Tatsache, dass sein Leben und Werk -- und sein Tod -- vermutlich die am häufigsten wiedergekäute Materie in meiner gesamten Schullaufbahn war. Das wird so wahrscheinlich nicht stimmen (ist ja schon was her), aber es kommt mir vor als wäre das spätestens ab der 8. Klasse oder so jedes Jahr durchgenommen worden, entweder in Religion, Geschichte oder Politik, und teilweise in verschiedenen Fächern mehrfach pro Schuljahr. Und irgendwann konnte man es einfach nicht mehr hören. Ich habe seit Jahren nicht mehr an ihn gedacht. Umso überraschter war ich, als ich gerade auf folgendes Zitat von ihm stieß, das ich aus aktuellem Anlass sehr, sehr treffend finde:

"Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit.

Gegen das Böse lässt sich protestieren, es lässt sich bloßstellen, es lässt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurücklässt. Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt lässt sich hier etwas ausrichten; Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden - in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch -, und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden. Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen restlos mit sich selbst zufrieden; ja, er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht."

Gut, der Mann. Der hatte es erfaßt.